Weeping Willow (BB)
Weeping Willow (BB)
Produktinformationen "Weeping Willow (BB)"
Trauerweiden (Weeping Willows) sind in ganz Japan weitverbreitet. In Kyoto säumen sie schöne Wege entlang der Altstadt. «Weeping Willow» ist der Name meiner Komposition, worin die Trauerweidenbäume in meiner Tonsprache dargestellt werden. Sie ist gleichzeitig auch Ausdruck meines seelischen Befindens. Ich gestehe, dass ich unter Depressionen gelitten habe und meinem Leben ein Ende setzen wollte.
Formell gliedert sich das Stück in eine Einleitung und drei Teile (schnell-langsam-schnell). Anfang bis Takt 294 drücke ich meinen Schmerz und meine tiefe Verzweiflung aus. Ab Takt 294 flammt wieder Hoffnung auf.
Ich habe sowohl an psychischen als auch an physischen Schmerzen gelitten, die zu einer Depression und zu einem Selbstmordversuch geführt haben. Der erste Teil ist der Beginn des psychischen Schmerzes. Der Amboss zu Beginn des Stücks ist vertonter Schmerz. Die darauffolgende Kadenz ist eine Hommage an Chopins «Polonaise-fantasie», die einen Moment der Verzweiflung aber auch der Hoffnung ausdrückt, gefolgt vom Hauptthema (Takt 19), das den Traum eines glücklichen Lebens darstellt.
Der erste schnelle Abschnitt ist in etwa in Sonatenform komponiert. Das erste Thema (Takt 47) gleicht einer sich streckenden Weide mit herabhängenden Zweigen, während das zweite Thema (Takt 95) das schnelle Pulsieren des Herzens ausdrückt. Nach der Reprise (Takt 223) wird ein Cluster von der „Back row“, Posaunen, Bässen und Schlagzeug, gespielt. Dieser Abschnitt bildet das Zerbrechen des eigenen Herzens ab, das wie eine drohende Mauer zermalmt und schliesslich unter dem Hammer zerstört wird. Mein Herz ist gebrochen und es fühlt sich wie ein zerbrochenes Glas an.
Die Motive, die sich ab Takt 254 des zweiten Teils sich immer wieder wiederholen, sind aus den Tönen entstanden, die ich ununterbrochen gehört habe, als ich in der psychiatrischen Klinik war. Jeder Schlag hat seine Bedeutung: 1. Schlag ‘Angst‘, 2. Schlag ‘Leid‘, 3. Schlag ‘Herzschmerz‘ und 4. Schlag ‘Hoffnung‘. Diese Motive wiederholen sich vielmalig und verschwinden plötzlich. Mit Ausnahme der Einleitung des zweiten Teils (Takte 251 bis 260) beginnt jedes Motiv mit dessen ersten Note und wird erweitert: ‘Angst‘ (Takte 260 bis 269), ‘Leid‘ (Takte 269 bis 279), ‘Herzschmerz‘ (Takte 279 bis 287) und ‘Hoffnung‘ (Takte 287 bis 293). Der Geist ist verwirrt. In dessen Verwirrung führt die Basslinie chromatisch abwärts. Sie steht für meine seelische Verfassung, die kontinuierlich abwärts geht und in der Stille endet (Takt 293). Am tiefsten Punkt angelangt, hörte ich nichts mehr.
Von da an geht es langsam aufwärts. Die aufsteigenden Haupttöne des Themas (Takt 297) werden durch eine gegensätzlich absteigende Melodielinie ergänzt. Dies symbolisiert den Wunsch nach Zuversicht, doch der Seelenzustand lässt es noch nicht zu.
Das ‘Angst‘ Motiv entwickelt sich schliesslich zum dritten Teil, indem ich ausgiebig Gebrauch von japanischen Skalen und Harmonien gemacht habe. Inmitten von Hoffnung und Erwartung schwingt die Angst mit. Eine chromatische Bewegung (Takt 403) führt zu einem Höhepunkt und schliesst es mit einem Hammerschlag ab, der Hoffnung symbolisiert.
Januar 2024 Hitoshi Takahashi
Anmelden
Produktnummer:
LME571